EDITORIAL
Bewegung auf Steinen
Felsbilder in einer virtuellen Galerie
Felsbilder
scheinen etwas überaus Statisches, Unbewegtes darzustellen. Schließlich
befinden sie sich auf Steinen - gemeinhin Sinnbild des Bewegungslosen
- und das in der Regel bereits unendlich lange. Die Felsbilder, von
denen hier die Rede ist, sind auf südafrikanischen Steinen aufgebracht.
Frühere Menschen haben sie dort in einem Zeitraum von vor 27000 Jahren
bis vor ungefähr 150 Jahren eingeritzt oder mit Farbpartikeln aufgemalt,
die längst mit dem Stein verbunden sind.
Sie sind also inzwischen Bestandteil des Steins, dabei erwecken sie
gar nicht den Eindruck des Unbewegten, im Gegenteil: Springlebendig
kommen sie dem Betrachter entgegen. Viele erhalten ihren Zauber gerade
durch die Darstellung von Bewegung. Ihren Zauber für uns! Denn,
so fest die Formen mit dem Untergrund auch verbunden sein mögen, so
wenig können wir gewiß sein, was wir da eigentlich sehen. Seit kaum
mehr als 100 Jahren nähern wir uns dem Sinn der Bilder, ohne jemals
mehr als eine Bewegung vor ihnen zu vollziehen, die ihnen nie
näher kommt. Denn bei aller Erzähllust angesichts ihrer Schönheit bleiben
wir doch von den Geschichten ihrer Erschaffer dauerhaft in Raum und
Zeit getrennt. Wir glauben, das Eine oder Andere in ihnen zu erkennen,
sicher können wir darüber nicht sein, nicht einmal darüber, ob unsere
Aufmerksamkeit sich überhaupt auf etwas Wesentliches richtet.
Vielleicht dreht es sich ja gar nicht, wie Paul Virilio meinte, um das,
was wir als Bildelement erkennen, sondern um die Räume zwischen ihnen?
Diese Webseiten sind Bestandteil des Buches ":Bewegung" (hrsg.
v. Georgia A. Rakelmann), einer Festschrift für Reimer Gronemeyer.
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